Wer ist der French Spiderman Alain Robert?
Free-Solo-Klettern ist eine extreme Form des Kletterns, die nur wenige Menschen wagen. Einer dieser Ausnahmeathleten ist Alain Robert, 1962 im französischen Digoin geboren. Alex Honnold beschrieb ihn als „very impressive – he was at the cutting edge“. Eine Aussage, die zeigt, welchen Stellenwert Robert für die Szene schon in den frühen 80ern hatte.
Climax Magazine hat Alain via Video-Interview auf Bali erwischt – und einen Einblick in das Leben eines Mannes bekommen, der Freiheit über alles stellt.
Text: Günter Almberger
Der Weg vom Flachlandkind zum Free-Solo-Pionier

Digoin ist flach – denkbar ungeeignet, um ein Klettertalent hervorzubringen. Doch Roberts Leidenschaft wuchs nicht an Berggipfeln, sondern an Mauern, Bäumen und Gerüsten. Später fand er seine Spielplätze in der Ardèche: wilde Schluchten, endlose Wände, perfekte Trainingsbedingungen.
In den 70ern und 80ern entwickelte er sich rasant weiter. 1978 betrat er die legendären Gorges du Verdon, den „Grand Canyon Europas“, ein Paradies für Kletterer, Basejumper und Highliner. Dort zeigte sich schnell: Alain muss das Klettern nicht lernen – er lebt es.
Free-Solo im Verdon: 200 Meter pure Exposition
Einer seiner frühen Meilensteine war die Route L’Ange de Composition (3 SL, 6c, 7a, 6a), die Alain 1978 Free-Solo kletterte. 200 Meter Wand, keine Sicherung, absolute Exposition. Ein Fehler bedeutet das Ende – und genau dieses Risiko macht Free-Solo zu einer so kompromisslosen Disziplin.
Dass dieses Spiel gefährlich ist, erfuhr er selbst:
1982 stürzte er zweimal schwer. Beim zweiten Sturz fiel er 15 Meter, lag im Koma, mehrere Knochenbrüche, drei Operationen – Diagnose: 66 % dauerhafte Einschränkung. Doch Robert kehrte bereits nach sechs Monaten zurück. Aufhören? Keine Option.
Alain sagt selbst:
„Natürlich habe ich Angst beim Free-Solo-Klettern. Aber mehr Angst habe ich davor, nicht zu leben.“
Vom Fels zur Skyline – Alain Roberts Karriere als Gebäudekletterer
1994 begann seine zweite Karriere: Gebäudeklettern ohne Sicherung.
Keine Industriekletterei – sondern spektakuläre Solo-Begehungen weltbekannter Bauwerke.
Er kletterte unter anderem auf:
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Eiffelturm
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Empire State Building
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Jin Mao Tower, Shanghai
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Petronas Towers, Kuala Lumpur (mehrmals)
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New York Times Building (2008 – mit Klima-Protestbanner)
Über 160 Gebäude weltweit hat Alain bereits bestiegen. Festnahmen gehören für ihn zum Alltag – genauso wie Standing Ovations.
Wie lange macht der French Spiderman noch weiter?
Solange sein Körper es zulässt, will Alain weiter klettern, weiter Grenzen verschieben, weiter inspirieren.
Wolkenkratzer gibt es genug, sagt er – und wir glauben ihm.
Möge Alain Robert – der French Spiderman – uns noch lange mit seinen waghalsigen Aktionen in Staunen versetzen.
Danke für das Gespräch und liebe Grüße nach Bali!














