Montag, Dezember 2, 2024
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Die Vjosa wird zum ersten Wildfluss Nationalpark Europas

Der Fluss Vjosa in Albanien, einer der letzten Wildflüsse Europas, erhält heute von der albanischen Regierung den Status eines Nationalparks und wird damit zum ersten Wildfluss-Nationalpark in Europa.

Die Vjosa, einer der letzten Wildflüsse Europas

Künftig wird die Vjosa als lebendiger, frei fließender Fluss zum Wohle von Mensch und Natur erhalten bleiben. Dies ist das Ergebnis einer einzigartigen Zusammenarbeit zwischen der albanischen Regierung, lokalen und internationalen Expert:innen, Umwelt-Nichtregierungsorganisationen der Kampagne „Save the Blue Heart of Europe“ sowie der Internationalen Union für Naturschutz (IUCN) und dem Outdoor-Bekleidungsunternehmen Patagonia.

Die Vjosa und ihre Hauptzuflüsse fließen über 400 Kilometer frei vom Pindus-Gebirge in Griechenland, wo sie Aoös genannt wird, bis zur Adriaküste in Albanien. Der Fluss und seine Umgebung sind Ökosysteme mit einer beachtlichen biologischen Vielfalt und beherbergen über 1.100 Tierarten, darunter 13 weltweit bedrohte Tier- sowie zwei Pflanzenarten.

Der Vjosa-Wildfluss-Nationalpark schafft Lösungen für die Herausforderungen, mit denen der Fluss konfrontiert ist, wie Wasser- und Bodenverschmutzung, Abfallwirtschaft und Abholzung. Darüber hinaus bietet der Wildfluss-Nationalpark durch verantwortungsvollen Tourismus wirtschaftliche Chancen für die örtliche Gemeinde und wird dazu beitragen, das Problem des Bevölkerungsrückgangs in dem Gebiet zu lösen.

Die Einstufung in die IUCN-Kategorie II als Status eines Nationalparks bedeutet, dass die Vjosa nach den höchsten internationalen Standards vollständig sowohl national als auch grenzüberschreitend geschützt wird, um ihre ökologische Integrität zu gewährleisten, natürliche Prozesse zu ermöglichen und die Populationen aller einheimischen Arten zu erhalten. Die Ausweisung erfolgt in zwei Phasen, wobei Phase I heute (15. März 2023) ausgerufen wird:

  • In Phase I erhält das aktive Flussbett des Flusses den Status eines Nationalparks. Hinzu kommen einige Ländereien und die Flussvegetation innerhalb des aktiven Flussbettes sowie solche, die von Überschwemmungen oder Erosionen bedroht sind – insgesamt über 400 Kilometer. Das Gebiet wird als ein Nationalpark verwaltet und soll bis Anfang 2024 voll betriebsfähig sein.
  • In Phase II werden in den kommenden Jahren weitere frei fließende Nebenflüsse und Gebiete, die für das Ökosystem des Flusses wichtig sind, sowie einige Privatgrundstücke nach Rücksprache mit den Interessengruppen hinzukommen.
Die Ernennung zum Wildfluss Nationalpark
©Elton Baxhaku

Patagonia, die IUCN und die Nichtregierungsorganisationen der Kampagne “Save the Blue Heart of Europe” setzten sich die letzten acht Jahren für den Schutz der Wildflüsse auf der Balkanhalbinsel ein. Im Jahr 2021 finalisierte die IUCN eine Studie, die zeigt, wie die Anwendung der IUCN-Schutzgebietsstandards den Gemeinden und der biologischen Vielfalt im Vjosa-Tal zugutekommen würde.Im Juni 2022 kamen der albanische Premierminister Edi Rama, die Ministerin für Tourismus und Umwelt, Mirela Kumbaro, und der CEO von Patagonia, Ryan Gellert, bei einer Zeremonie in Tirana zusammen, um gemeinsam die Verpflichtung zur Schaffung des Vjosa-Wildfluss-Nationalparks zu unterzeichnen. In den letzten neun Monaten hat ein Team von mehr als 30 lokalen und internationalen Expert:innen aus den Bereichen Ökotourismus, Geomorphologie, Ökologie, Planung und Management von Schutzgebieten, nachhaltige Finanzierung von Nationalparks, Gesetzgebung sowie Sozial- und Umweltverträglichkeitsprüfung umfangreiche Feldarbeit geleistet und eingehende Analysen durchgeführt. Auch die Konsultation von Interessengruppen und die Kommunikation mit der Öffentlichkeit wurden in den Prozess einbezogen. Gleichzeitig leitet die albanische Regierung gemeinsam mit der griechischen Regierung einen Prozess zur Schaffung des grenzüberschreitenden Aoös-Vjosa-Parks ein, der das höchste Schutzniveau für den gesamten Fluss, von der Quelle bis zum Meer, in beiden Ländern anstrebt.

Mirela Kumbaro Furxhi, Ministerin für Tourismus und Umwelt, Albanien:

„Die Vjosa ist ein Symbol der menschlichen Geschichte und auch ein sehr wichtiger Teil der Geschichte unseres Landes. Vielleicht hat Albanien nicht die Kraft, die Welt zu verändern, aber es kann erfolgreiche Modelle zum Schutz der biologischen Vielfalt und der natürlichen Ressourcen schaffen, und wir sind stolz darauf, die Gründung dieses ersten Nationalparks an einem der letzten wilden Flüsse Europas bekannt zu geben. Die albanische Regierung hat die mutige Entscheidung getroffen, einen 12.727 Hektar großen Nationalpark zu schaffen, zu dem auch die 190 Kilometer lange Vjosa gehört, an der seit Jahrhunderten mehr als 60.000 Menschen leben.“

„Jetzt beginnt eine neue Phase – die Ausarbeitung des Managementplans, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihr Leben auf nachhaltige Weise zu gestalten. Dies ist unsere Vision: eine nachhaltige und umweltverträgliche Entwicklung, die die biologische Vielfalt schützt und den Menschen die Möglichkeit gibt, in ihrer Heimat zu wachsen.“

Ryan Gellert, CEO, Patagonia:

„Diese einzigartige Zusammenarbeit zwischen Regierung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft ist ein Beweis für die Kraft kollektiven Handelns und wir hoffen, dass sie andere dazu inspiriert, sich zusammenzuschließen, um die uns verbliebenen wilden Orte auf sinnvolle Weise zu schützen. Wenn wir heute am Ufer der Vjosa stehen, erfüllt es uns mit Demut, zu wissen, dass dieser außergewöhnliche Fluss und seine Tierwelt für immer erhalten bleiben werden.“

Boris Erg, Director, European Regional Office, IUCN:

„Der heutige Tag ist ein Meilenstein für die Menschen und die Artenvielfalt in Albanien. Die IUCN beglückwünscht die albanische Regierung zu ihrer Führungsrolle und ihrem Ehrgeiz und ist bereit, die Umsetzung der Entscheidung zur Ausweisung des Vjosa-Wildfluss-Nationalparks zu unterstützen. Wir laden andere Regierungen in der Region, und auch darüber hinaus, ein, ähnlichen Ehrgeiz zu zeigen und dabei zu helfen, das wichtige Ziel zu erreichen, bis 2030 30 Prozent des Planeten zu schützen.“

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